Verträglich?

Immer häufiger findet man in Geschäften, Supermärkten und Bioläden ganze Regale von Lebensmitteln, die "frei" sind. Frei von Weizen, von Gluten, von Laktose, von Nüssen und und und. Noch vor wenigen Jahren gab es das nicht. Ist das nur ein schlauer Marketingtrick, eine Massenpsychose oder was steckt wirklich dahinter?

Gleich vorweg: Hirngespinnste sind es nicht, was die Menschen bewegt, diese Produkte zu kaufen, Tatsächlich nehmen Unverträglichkeiten und Allergien auf Nahrungsmittel immer mehr zu. Die zunehmende Entfernung von natürlichen Anbau-, Produktionsweisen und Zubereitungsweisen ist sicher ebenso ein Grund dafür wie auch die allgemeine Belastung durch Umweltgifte.

Einige Allergien können anhand von Antikörpern im Blut nachgewiesen werden.

Die Unverträglichkeit von verschiedenen Zuckern (Fruktose, Galaktose, Laktose) wird anhand eines Belastungstestes untersucht. Hierbei wird die übermäßige Gärung der Darmbakterien anhand von erhöhen Wasserstoffgas-Werten in der Atemluft nachgewiesen. Man trinkt also eine Zuckerlösung, pustet mehrfach in festgelegten Zeitabständen Atemluft ein Röhrchen und schickt sie dann zur Analyse ein. Das ist ganz einfach.

Manche Unverträglichkeiten lassen sich durch ein detailliertes Ernährungs-Verdauungs-Tagebuch entdecken. Wenn Sie jedes Mal nach einem bestimmten Nahrungsmittel eine heftige Reaktion des Darms mit Gasbildung und Krämpfen beobachten, liegt eine Unverträglichkeit nahe. Selbstdiagnose ist hier allerdings nicht einfach, weil die Sache recht komplex ist und die Reaktionen wenige Minuten bis zu mehrere Tage nach der Einnahme des Lebensmittels auftreten können.

Merkwürdigerweise ist es oft so, dass wir nach Nahrungsmitteln, die uns nicht gut tun geradezu eine Sucht entwickeln, also meinen, dass wir sie dringend brauchen und dass sie uns gut täten. Die gebildeten Endorphine berauschen uns regelrecht. Gesund ist das nicht. Da ist es oft nicht so ganz einfach, das alleine herauszufinden. Hier können z.B. kinesiologische Austestungen hilfreich sein.

Schwierig wird es auch mit Lebensmitteln, die Sie nahezu oder tatsächlich täglich zu sich nehmen. Hier kann sein, dass die Reaktion länger dauert als die Pause, so dass sich kein Unterschied ausmachen lässt, wenn sie es einmal weglassen. Oft muss der Darm sich eine Weile erholen.

Durchaus häufig ist auch nur eine ungünstige Kombination von Lebensmitteln, die nicht vertragen wid. So ist schön länger bekannt, dass Trennkost oft hilfreich ist. Der Verdauungstrakt stellt sich mit seinem pH-Wert und seinen Enzymaktivitäten auf die Nahrungmittel ein. Verdauen wir etwas Proteinreiches wird die Magensäurekonzentration erhöht sowie die Verweildauer im Magen, eiweißspaltenden Enzyme werden aktiviert, der pH-Wert im Magen sinkt und der im Dünndarm steigt dagegen an. 

Ist der Verdauungstrakt auf Eiweißverdauung eingestellt, werden gleichzeitig angebotene Kohlenhydrate nur schlecht verdaut und aufgenommen, wenn mehr aufgenommen wurde als verdaut werden kann, entstehen Gärungen und Blähungen durch die Darmbakterien, welche die Reste verwerten. Umgekehrt ist es, wenn der Verdauungstrakt auf Kohlnhydratverdauung eingestellt ist, dann bleiben die Eiweiße größtenteils unverwertet und es kommt daher zu schädlichen Fäulnisprozessen durch die Darmbakterien, der pH-Wert steigt, Ammoniak und andere Toxine müssen entgiftet werden, das belastet die Leber.

Sehr interessant finde ich übrigens hier die Beobachtungen und Ratschläge von Henning Müller-Burzler, der duch eigene Betroffenheit als Mulitallergiker auf diesen Weg fand:

  https://www.mueller-burzler.de/die-sieben-saeulen-einer-gesunden-ernaehrung-13.html


Wenn Sie unter Unverträglichkeiten leiden -

wichtig ist nach meiner Ansicht aber vor allem, diese Diagnose nicht als lebenslängliches Urteil zu verstehen, sondern als momentane Zustandsbeschreibung.

Die Frage, die weiterführen sollte ist, wodurch habe ich im Moment eine Unverträglichkeit für ...?

Oft gibt es eine primäre Unverträglichkeit, die wir schon durch geerbte Veranlagungen, durch schlechte Startbedingungen für die Darmflora wie bei einer Geburt durch Kaiserschnitt oder dadaurch, dass wir von der Mutter nicht gestillt werden konnten sehr früh auftrat und vielleicht noch nicht erkannt wurde. Das sind meist Glutenunverträglichkeiten bis zur Zöliakie oder Reaktionen auf Milchprodukte. Auf diese sattelt sich dann oft eine sekundäre Unverträglichkeit auf, meist gegen Fruktose oder Laktose oder ein Histaminproblem.

Sekundäre Unverträglichkeiten sind dabei immer eine Sache der Dosis. Auch jeder gesunde Mensch verträg nur eine bestimmte Menge an Laktose, Fruktose oder Histamin.

Wer bekommt von einem Liter kalter Milch (Laktose) oder einem Liter Apfelsaft oder von 1 kg Pflaumen (Fruktose) keinen Durchfall? Niemand. Große Menge an Einfachzuckern (oder auch Salzen) führen zu einem starken Einstrom von Wasser in den Darm. Das benutzt man als Abführmittel.

Wer bekommt keine roten Bäckchen, wenn er sich gleichzeitig Tomate, Kiwi, Banane, alten Schinken, Parmesan und Rotwein in größeren Mengen einverleibt? Wer hatte noch nie einen Sonnenbrand? Das macht das Histamin in uns, ist auch ganz natürlich, ebenso, dass ein Mückenstich rot wird oder dass Brennesseln brennen.
Bestimmt man im Blut die Histaminwerte stellt man fest, dass sowohl eine Erhöhung als auch eine Verminderung des normalen Histaminspiegels zu einer verstärkten Reaktion auf Histamin führt.

Bei Unverträglichkeiten auf Milchzucker, Fruchtzucker oder histaminreiche bzw. histaminfreisetzende Lebensmittel ist also nur die Dosis geringer ab der eine Reaktion auftritt. Völlige Vermeidung kann dann daher auch nicht die Lösung sein, da sich der Körper Enzyme, die nie genutzt werden einspart und dann im Fall eines Falles gar nicht mehr mit diesen Nährstoffen umgehen kann. Es kann also sinnvoll sein, diese Lebensmittel ein paar Wochen oder Monate zu reduzieren, wärend Sie andere Maßnahmen ergreifen, die Darmsituation zu verbessern. Gänzlich weglassen führt allerdings recht sicher dazu, dass es irgendwann gar nicht mehr verdaut werden kann.

Wenn die primäre Unverträglichkeit aufgedeckt werden kann und entweder löschbar ist oder durch Vermeidungsdiät unschädlich gemacht werden kann, dann löst sich sehr oft die sekundäre Unverträglichkeit oft auch damit auf.

Beides hat meistens mit der Darmflora zu tun, die kann man mit einer Stuhlprobe untersuchen lassen. Bei ihrem Heilpraktiker können Sie eine Probe z.B. zur Firma GanzImmun einschicken lassen, die erstellen eine sehr detaillierte und aufschlussreiche Analyse. Außerdem werden Nahrungsmittelrückstände (Fett, Wasser, Eiweiß, Stärke, Zucker), sowie Zeiger von mangelhafter Nährstoffaufnahme (Malabsorbtion) und Entzündung (Alpha-1-Antitrypsin und Calprotectin), von mangelhafter enzymatischer Aufspaltung und Verdauung (Maldigestion, Pankreas-Elastase und Gallensäuren) und der Schleimhautimmunität (sekretorisches IgA) untersucht. Daraus kann ihr Heilpraktiker umfassende Schlüsse ziehen, wie es um ihre Verdauung bestellt ist, und was hilfreich sein könnte, sie zu verbessern.

Häufig ist die Darmflora geschädigt durch unausgewogenen Ernährung, z.B. zu viel Zucker oder Mehlprodukte aber auch oft durch eine Antibiotika-Einnahme. Nach jeder Antibiotikaeinnahme, sollten Sie die erforderlichen lebenden Darmbaktieren in konzentrierter Form wieder einnehmen (ein bisschen Joghurt reicht da nicht), um die gesunde Darm"flora" (es handelt sich ja nicht um Pflanzen, sondern um Bakterien, Anmerkung der Biologin) aufzubauen. Hierfür gibt es sehr viele verschiedene Präparate, deshalb ist auch hier eine Analyse der mikrobiellen Darmlebensgemeinschaft hilfreich, damit Sie wirklich die Bakterien einnehmen, die ihnen fehlen und nicht etwa welche, von denen Sie schon zu viele im Darm beherbergen.

Oft liegt auch ein Leaky-Gut-Syndrom vor. Auch das lässt sich anhand der Laboranalyse feststellen. Alpha-1-Antirtrypsin, ein Protease-Inhibtor der Leber (und auch in geringerem Umfang der Darmschleimhaut) ist hier in der Regel erhöht im Stuhl nachweisbar. Beim Leaky-Gut-Syndrom schließt die Darmschleimhaut nicht mehr gut. Zonulin heißt das Protein, das die Schleimhautzellen miteinander verbindet. Ist dies geschädigt, weichen die Zellen auseinander und es gelangen zu große Nahrungsbestandteile durch die Schleimhaut in die Blutbahn. Auf diese schlecht zerlegten Eiweißprodukte reagiert das Immunsystem allarmiert wie auf Fremdeiweiß. Damit entstehen allergieähnliche Reaktionen auf völlig normale Lebensmittel.

Gluten (das Kleberprotein in Getreide) und Casein (ein Eiweiß in Milchprodukten) fördern die Durchlässigkeit der Darmwand. Wenn bei Ihnen erhöhte Alpha-1-Antitrypsin-Werte gefunden wurden, kann es ratsam sein, dem Darm zunächst eine Erholung zu gönnen.

Oft ist es auch nur das Casein von Kuhmilchprodukten, das von Ziege und Schaf wird oftmals dann trotzdem vertragen. Auch hier gilt, je natürlicher die Milch, desto weniger schädlich ist sie. Die Eiweiße in H-Milch und anderer halbar gemachter Milch sind erheblich verändert. Wenn die natürlichen Milchsäurebakterien sie so nicht mehr verstoffwechseln können, wie sollen wir es dann schaffen?

Auch Gesunde sollten H-Milch also besser meiden, sie erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Unverträglichkeit und einer Dysbiose (Verschiebung der Verhlnisse der Darmbakterien).

Machen wir uns immer wieder die Bedeutung unserer Darmbakterien bewusst:
Wir haben 10 mal mehr Bakterienzellen im Darm als eigene Zellen im Körper! 

Durch eine 3-4 Monat dauernde Kur ohne Gluten und Milchprodukte kann sich die Darmschleimhaut regenerieren. Gleichzeitig sollten abgestimmt auf die Ergebnisse der Stuhlprobe homöopathische Heilmittel, Heilkräuter und /oder Heilpilze eingenommen werden. Auch fehlen sehr oft Vitamine und Spurenenlemente wie z.B. Zink und Selen, auch das kann man prüfen.

Auch die lebenswichtige Aminosäure Glutamin fördert die Wiederherstellung der Darmschleimhaut.
Danach sollte sehr achtsam und Schritt für Schritt erprobt werden, welche Nahrungsmittel in welcher Menge wieder vertragen werden.

Eine Wiederholung der Kur mit Fasten oder Schonkost - und sanfte Dickdarmreinigung durch Colon-Hydro-Therapie - sowie Glutamin, Heilkräutern, Heilpilzen oder den richtigen Darmbakterien kann von Zeit zu Zeit hilfreich sein.

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